agrarzeitung 45 vom 07.11.2025 Seite 2
Heiß, heißer, Deutschland
Warum Extremwetter ausgerechnet uns so heftig trifft
Deutschland erhitzt sich doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Woran liegt das? Und was bedeutet das für uns?, fragt Stern online. Deutschlands Gesetze zur Einspeisung von Windenergie (1993) und erneuerbarer Energie (2000) wurden dem Bericht zufolge zu internationalen Vorbildern. Seit 2015 sei das Klimaabkommen von Paris der Maßstab sämtlicher politischer Entscheidungen. Das Bewusstsein über den menschengemachten Klimawandel und seine Folgen sei, auch wegen einer hartnäckigen Klimabewegung, massiv gewachsen. Erneuerbare Energien boomten, selbst in kohlegeprägten Ländern wie China. Die grüne Wende, so würden es Ökonomen und Klimaforscher sehen, sei mittlerweile unumkehrbar. Unumkehrbar bleibe aber auch die Richtung, in die sich die Temperatur des Planeten bewege: Immer mehr Ökosysteme steuerten auf ihre Kipppunkte zu.
Dabei warnten laut Stern online die Wissenschaftler bereits in den 1980er-Jahren: „Es besteht der begründete Verdacht, dass schon innerhalb der nächsten 100 Jahre die mittlere Temperatur an der Erdoberfläche durch Anreicherung an Kohlendioxid um 1,5 bis 4,5 °C (…) ansteigen wird.“ Werde die Energiewende nicht sofort eingeleitet, könnten die Temperaturen im 21. Jahrhundert um bis zu vier Grad ansteigen. Zum 15. Extremwetterkongress, der kürzlich in Hamburg stattfand, hätten Wissenschaftler ihre Prognosen überarbeitet, mit dramatischen Erkenntnissen: Stand jetzt könnte die globale Durchschnittstemperatur schon Mitte dieses Jahrhunderts um drei Grad angestiegen sein. 2015 einigte sich die Weltgemeinschaft darauf, den Temperaturanstieg dauerhaft auf 1,5 Grad, verglichen mit der Referenzperiode vor 1990, zu begrenzen. Ein Jahrzehnt war kaum vergangen, da wurde das Ziel bereits verfehlt, womöglich sogar dauerhaft, so der Bericht.
In Deutschland dürfte die 1,5-Grad-Grenze längst obsolet sein: Das Land zähle weltweit zu den Hauptverursachern der Pro-Kopf-CO?-Emissionen, zahle dafür aber auch spätestens seit diesem Jahrzehnt die Quittung. Verglichen mit dem Rest der Welt erhitze sich die Bundesrepublik doppelt so schnell.
Dass sich Deutschland so stark erwärmt, habe allerdings weniger mit seinem Kohlenstoffausstoß zu tun als mit seiner geografischen Lage. Landmassen speicherten Wärme besser als Gewässer. Aktuell sei Europa der globale Hitzehotspot – kein anderer Kontinent erwärme sich stärker. Und Deutschland liegt mittendrin, stellt Stern online heraus.
Olaf Schultz



